Die Weltrekordfahrt

Der G40 mit durchschnittlich 208,1 km/h auf Weltrekordfahrt

Original POLO intern-Artikel Ausgabe


„Wir wollen eine neue Technologie unter Beweis stellen und demonstrieren, daß wir diese Geschwindigkeiten problemlos beherrschen; es wird ja gelegentlich behauptet, der Polo sei mit dem G-Lader total übermotorisiert“.


In der heutigen Zeit der Superlative hat der Polo G40 auch noch etwas zu bieten. Jeder spricht von Transrapid, ICE, Datenhighway und sonstigen Beförderungsmitteln für uns ans Herz gewachsene Objekte. Doch auch der unscheinbare Polo hat einen Superlativ in Form eines Weltrekordes.
Im Jahre 1985 gingen drei von VW speziell hergerichtete G40 im VW Testgelände Ehra-Lessien auf die Jagd nach einem Weltrekord, von dem bis heute kaum jemand Kenntnis genommen hat. Wohl nicht zuletzt deshalb, weil die hergerichteten Polo alles andere als serienmäßig daherkamen. Anders ausgedrückt, sie hatten mit dem anschließend erscheinenden Serienfahrzeug ähnlich viel gemeinsam wie ein C-Klasse Mercedes für die Straße mit dem DTM-Pendant.
Aus heutiger Sicht ist der Griff in die Trickkiste umso bedauerlicher, da die dringend benötigte Identifizierung mit der Serie verloren ging. Volkswagen nutzte jedoch die Chance, um vor der Markteinführung des Sondermodels G40, für die neue Technik zu werben und die Standfestigkeit derselben zu demonstrieren. Die Technik allerdings war und ist nicht neu: Der G-Lader wurde von dem Franzosen L. Creux erfunden, der somit 1905 unseren heutigen Spaß begründete. Die Veränderungen im Detail: schmalere Reifen der Dimension 155 / 13 mit 3,9 Bar Überdruck, geänderte Stoßfänger mit tiefgezogener Schürze bzw. Spoiler, Kraftstofftank mit 100 Liter Inhalt im Kofferraum, Doppelabgasanlage mit zwei Katalysatoren und handverlesene Motorbauteile.
Selbst das Laderrad, das die Bewegung des Keilriemens auf den G-Lader überträgt, fand keine Gnade vor den rekordwütigen Wolfsburgern. So drehte sich das Rädchen statt der serienmäßigen 10 200 ganze 1 000 Umdrehungen mehr in der Minute, was einen um 0,08 Bar gesteigerten maximalen Ladedruck von 0,8 Bar bedingt. Alles in allem haben also drei auf 130 PS erstarkte G40 die Jagd auf den Rekord aufgenommen.
Lustiges Fact am Rande: die aerodynamische Feinarbeit führte dazu, daß die Getriebe der G40 zu heiß wurden und einen eigenen Ökühler zugeteilt bekamen. Schon damals bemerken die Techniker, daß das Handicap des G40 sein Getriebe ist. Dem selben wurde der fünfte Gang verstärkt. Dieser ist auf der Schnellbahn in Ehra besonders wichtig, da die Fahrer die verbleibenden Gänge nur kurz zum Hochschalten benötigen. Die Fahrt wurde dann im fünften und höchsten Gang fortgesetzt.
Auf insgesamt 8,7 Kilometern gerader Strecke pro Runde, hatten die Fahrer genug Zeit, sich mit den zusätzlichen angebrachten Instrumenten auseinanderzusetzen, die über die auftretenden Betriebszustände Auskunft gaben. Beifahrers statt hatte jeder Polo noch eine Kiste mit eventuell erforderlichen Ersatzteilen und Werkzeug an Bord. Das Weltrekord-Reglement schreibt vor, daß während der Fahrt kein Mechaniker Hand an das Fahrzeug legen darf, das heißt, der Fahrer muß auftretende Defekte selbst reparieren. Unter all diesen Voraussetzungen sind die Leistungen, die schließlich erreicht wurden, umso höher angesiedelt. Ein Polo markierte den Weltrekord mit durchschnittlich 208,1 km/h auf 24 Stunden und verbesserte die ehemalige Marke somit um 39,5 km/h. Eine starke Leistung, auch wenn dieser Rekord nicht mit einem Serienfahrzeug erzielt wurde.“