Polo SP

Das erste allgemein bekannte Sondermodell des Polo II, erschienen im September 1993, war der Polo SP. Genau einer jener 9 000 Exemplare, die das Band in Wolfsburg verlassen haben, nennt Karsten Meyer aus Ganderkesee sein Eigen.

Geburtststunde war irgendwann im Februar ´84. Im grellen Neonlicht in einer Wolfsburger Fertigungshalle bauten VW-Arbeiter einen Polo auf, der bis dato die Sportlichkeit im kleinen Polo repräsentierte: der Polo Sport. Erstmals gab es das Steilheck (das Polo II Coupé erschien erst im Oktober) auch mit dem im Polokreisen vielgefahrenen 75 PS-Motor. Sonderlack, Leichtmetallräder, Heckspoiler, grüne Wärmeschutzverglasung und in Wagenfarbe lackierte Außenspiegel gehörten zur Grundausstattung. Im Innenraum überzeugten Sportsitze mit Chintz-Stoffbezüge und ein Sportlenkrad das Klientel.



So traf auch Karsten auf den Polo SP, der ihn von Dezember 1993 bis im Juli des darauffolgenden Jahres neu aufbaute. Zielsetzung war es, möglichst den Originallook zu bewahren. Im Inneraum findet man aus diesem Grund zwei Sportsitze aus dem Hause Wiechers, die dem Design der Originalsitze ziemlich nahe kommen. Entscheidender Unterschied ist das Kunstleder, mit dem die Sitze bezogen sind. Immer öfters sind in der Szene Wagen anzutreffen, deren Besitzer nicht mehr auf das ursprüngliche Motto „breit und tief“ setzten, sondern einen dezenten und eleganten Touch suchen. Getreu diesem Motto ist auch Karsten beim Aufbau gefolgt. Lediglich hochglanzpolierte 6 Zoll Ronal-Felgen, jedoch bezogen mit den altbewährten 175/50-Gummis, zieren den Polo SP.
Doch wie bei Menschen täuschen Äußerlichkeiten leider viel zu oft über innere Werte hinweg. Einen Zweifel wollte Karten erst gar nicht aufkommen lassen. Aus diesem Grund wurde der SP buchstäblich bis zur letzten Schraube zerlegt, sämtliche Hohlräume wurden geöffnet, überprüft, neu versiegelt und wieder fachmännisch verschlossen. Auch der serienmäßige Unterbodenschutz wurde entfernt. Nachdem auch die letzte oberflächliche Anrostung entfernt war, hat Karsten den Unterboden grundiert und in schützendes rot getaucht. Auch der Inneraum erfuhr eine gründliche „Reinigung“. Sämtliche Fahrwerksteile wurden gereinigt und zum Teil durch verstärkte Module ersetzt. So auch die Bremsen. An der Vorderachse drücken seither GTI-Bremssättel gegen die Scheiben, an der Hinterachse wandeln 19 ´er Bremszylinder die Fahrenergie um.
Eine Modifikation mußte selbstverständlich auch der Motor über sich ergehen lassen. Durch einen glücklichen Zufall konnte Karsten ein fast neuwertiges 5-Gang-Getriebe erstehen. Der neue Motorblock wurde ebenfalls in rote Signalfarbe getaucht. Der Zylinderkopf, Anhaltspunkt der ersten tiefergehenden Tuningstufen, bekam eine 280 Grad Schrick-Nocke eingesetzt, ein 2B2-Vergaser aufgepflanscht und eine geänderte Zündanlage zugewiesen. Die Abgase verlassen den Motorblock durch einen Sorg Fächerkrümmer, die bevor sie an die Umwelt abgegeben werden, von einem Remus Endschalldämpfer auf die richtige Phonestärke getrimmt werden.



Wie so oft blieb auch der Polo SP von keinem Unfall verschont. Im Winter 94/95 saugte der Kotflügel vorne links Bewegungsenergie in sich auf. Diesen Unfall als Anlaß nahm Karsten, um sich endlich neue Weber-Vergaser zu kaufen. Und da noch Geld über war, kühlt seither ein 16-Reihen-Kühler das Motoröl. Aus dem selben Topf bezahlte er auch einen polierten Alu-Überrollbügel.
Im letzten Winter wollte Karsten „nur mal eben“ den Zylinderkopf abbauen, da er ihm überholungsbedürftig erschien. Leider stellte sich auch der Motorblock als solches heraus; und dies schon nach 65000 Kilometern. Selbstredend, daß hier gleich ein neuer Block fällig war, der auch sofort auf Gewichtstoleranzen innerhalb der Teile überprüft und ausgeglichen wurde. Die Kolbenbearbeitung aufgrund größeren Ventilen im Zylinderkopf und einer 296 Grad Nockenwelle war ebenso nötig wie die selbstentwickelte Erweiterung des Drehzahlmessers bis 9000 U/min. Letzte Änderung war die Gewichtserleichterung der Schwungscheibe um rund 30 Prozent.
Alles in Allem hat ihm das Tuning 110 Pferdestärken bei 7 700 Umdrehungen in der Minute beschert. Jetzt verdient der Polo wirklich das Suffix „SP“. Weitere Änderungen? Selbstverständlich. Im kommenden Winter steht eine Sportkupplung, vielleicht eine schärfere Nockenwelle und eine Überarbeitung der Soundanlage auf dem Programm. Noch Fragen? Wohl kaum. #