Mari O´Polo

Die Polo-Begeisterung von Mario Hirt aus Berlin begann durch einen unglücklichen Zufall. Zwei Wochen nach bestandener Führerscheinprüfung hatte er einen schweren Unfall mit dem Wagen seines Vaters. Und da der VW Polo ein beliebter Leihwagen ist, kam Mario 1989 in den Genuß, einen Polo zu fahren. Von da ab stand fest: Zur Wahl stand nur noch der kleine Wolfsburger!

Es folgte ein 83´er Steilheck mit „zügellosen 40 PS“, der vier Jahre gefahren und dezent aufgepeppt wurde. Doch dann machte Mario Bekanntschaft mit einem originalen Polo II G40, Baujahr 1988 … Dieser wurde, nachdem sich Mario schmerzhaft von seinem Steilheck getrennt hatte, angeschafft und sehr schnell verändert: Käfig, Sportsitze, Lenkrad, H-Gurte, Fahrwerk, 7×13 Mattig-Felgen mit 175/50 Pirelli, Koni-Fahrwerk – eben alles, was das gemeine Polo-Fahrer-Herz höher schlagen läßt. Als dann jedoch nach der Kaskoumstellung die nächste Versicherungsrechnung einen Betrag von 3.500 Mark auswies, entschied sich Mario schweren Herzens, den Wagen zu veräußern.

Doch insgeheim stand hier schon die Wahl des nächsten Wagen fest: Einen Polo IIF GT mit 75 Pferdestärken. Schwarz, Schiebedach, Dachrailing – ein Steilheck eben! Getreu dem Motto: „Je steiler, desto geiler!“, machte sich Mario auf die Suche, ein solches Modell zu finden. Doch erst nach acht Monaten hatte er ein entsprechendes Modell gefunden. Baujahr 4/92, vom Vorbesitzer sehr gepflegt und schon „leicht“ getuned (40 Millimeter-Felgen, BBS-Felgen mit 185/50´er Bereifung); doch leider – wie sich erst später herausstellte – mit einem Heckschaden, der nicht fachmännisch behoben wurde. Nachdem ein Teil des Kaufpreises zurückerstattet wurde und inzwischen ein älterer Verkehrsteilnehmer mit Hut und Brille im Vorzeige-Mercedes beim Fahrstreifenwechsel dem linken Seitenteil eine neue Form verpaßt hatte, wurde das gesamte Heck gegen neue VAG-Teile ersetzt.

Dieser Vorfall gab den Startschuß zu weiteren Veränderungen. Nachdem über den Lack sowieso nicht mehr zu diskutieren war, konnte man „Rad-Reifentechnisch“ richtig „zuschlagen“. Es wurden Revolution-Felgen Modern-Line in den Maßen 7,5×14 ET15 und ET5 geordert, die mit 195/45´er Dunlop SP 2000-Reifen verbaut wurden, was an einem Steilheck sehr selten zu sehen ist. Doch diese verschwanden erst einmal in Marios Keller.

Zur gleichen Zeit wurden diverse andere Änderungen vorgenommen. Das Fahrwerk vom Vorbesitzer wurde durch gelbe Rebound-Konis mit Weitec-Federn (Keilform 80/60) ersetzt. Die Rückleuchten wurden auf durchgehend rotes Erscheinungsbild getrimmt, wobei die linke Rückleuchte durch die englische Variante ersetzt wurde und jetzt zwei Nebelschlußleuchten als Ersatz in der Stoßstange eingelassen sind. Ein 30´er Victor-Lenkrad folgte. Die Innenraumbeleuchtung besteht heute aus vier grün gefärbten Lampen mit schwarz getönten Streugläsern (zwei im Armaturenbrett/Fußraum, zwei in den hinteren Seitenverkleidungen) , welche wahlweise über Türkontakt oder einen Extra-Schalter ihren Dienst versehen. Die Sitze wurden gegen Recaro LS Stühle getauscht und die fast gleichzeitige Bekanntschaft mit der „Autosattlerei im Süden“ und einem „Alarmanlagen-Fachmann“ sorgten für eine Clifford-Alarmanlage mit Radar-Sensor, Zentralverriegelung und einiger weiteren Raffinessen. Die Innenausstattung wurde vom Sattler zweifarbig (schwarz/lila) in Kunstleder gehüllt und die Sitze und Rückbank mit dem Schriftzug „Mari O´Polo“ bestickt.

Im November 1996 verschwand der Polo in der Werkstatt zur Anpassung der Karosserie an die Rad-Reifen-Kombination. Die hinteren Radläufe fielen großflächig einer Flex zum Opfer und wurden mit Reparaturblechen – um 40 Millimeter verbreitert – neu angeschweißt, so daß die originale Kante des Radlaufes erhalten blieb. Zusätzlich dazu wurde der Sturz an der Hinterachse dezent in den negativen Bereich gebracht und einige Zentimeter Federwegsbegrenzer über die hinteren Kolbenstangen geschoben. An den vorderen Radläufen wurden die Kanten plan gestellt und der gesamte Kotflügel um 15 Millimeter ausgestellt.

Anfang ´97 wurde der Wagen wieder komplett zerlegt und für das Lackieren vorbereitet. In diesem Zuge folgten weitere Änderungen. Der Kamei-Grillspoiler verlor seine VW-Zeichen-Aussparung und bekam die „Böse-Blick-Optik“ verpaßt. An der Heckklappe wurden die Schriftzuglöcher geschlossen und die Vertiefung des VW-Zeichens so modifiziert, daß eine dritte Bremsleuchte, die ursprünglich als Seitenblinker an einem „Japaner“ ihren Dienst tat, darin Platz fand.

Während der Lackierer den Wagen in den Lila-Farbton „FX-bellflower“ tauchte, begann Mario mit dem Kofferraumausbau. Die Lehne der Rücksitzbank wurde gegen eine Konstruktion aus drei MDF-Platten ausgetauscht, die mit Phoenix-Gold-Akustikstoff bezogen wurden. Ein 30´er Pyle-Subwoofer, zwei Mac Audio-Endstufen und die gesamte Strom- und Chinchverkabelung nimmt die Rücksitzbank auf. Daß sämtliche Kabel auf die exakte Länge konfektioniert wurden und nur Stecker der vergoldeten Sorte verwendet wurden, versteht sich eigentlich von selbst.

Im April konnte Mario den Wagen, nach etlichen drängenden Anrufen und Besuchen beim Lackierer, endlich wieder abholen. Die Entschädigung für diese sieben Wochen war dann aber die ausgeführte Arbeit, die kaum Wünsche offen ließ und ein Preis, der in der Kategorie „fast geschenkt“ passen würde. Am nächsten Tag begann sein zweiwöchiger Urlaub und da sich seine Freundin zwischenzeitlich „verabschiedet“ hatte, weil er mehr Zeit für das Auto als für die Zweisamkeit hatte, konnte jeder Tag vollständig genutzt werden, um den Wagen wieder zusammenzubauen. Das Soundboard wurde mit Schaumstoff unterlegt und mit Kunststoff bezogen. Darin verrichtet ein Canton 3-Wege-System seine Arbeit. Alles zusammen wird von zwei Bonrath-Soundliftern bei Bedarf im 43-Grad-Winkel gehalten. Das Herz der Anlage, ein Pioneer KEH 8400, sitzt im Armaturenbrett und „arbeitet“ in Verbindung mit der auf einem umfunktionierten Handy-Halter montierten Fernbedienung und der Lenkradfernbedienung.

Einige Teile und Flächen des Armaturenbrettes wurden in Wagenfarbe lackiert, ein Schaltsack aus Kunstleder genäht und zusammen mit der bezogenen Handbremsenverkleidung eingesetzt. Das Innenteil des Lenkrades wurde ebenfalls in lilafarbenes Kunstleder gehüllt, sowie eine Airbrush-Instru-mentenfolie verklebt, deren Tacho die seltene Variante Null bis 220 km/h anzeigt. Nachdem der gesamte Unterbodenschutz erneuert und Hinterachse, Bremstrommeln und Bremssättel lackiert waren, wurde eine Unterbodenbeleuchtung (lila) angebracht. Ein B&B-Stabi wurde eingebaut und die doppelrohrige Jetex-Gruppe-A-DTM-Auspuffanlage angesetzt. Im Motorraum wurden nach erfolgter Leistungssteigerung durch Chip, Nockenwelle, Luftfilter und weiteren „Kleinigkeiten“ auf rund 100 Pferdestärken einige Teile verchromt, lackiert und poliert. Als Abschluß wurde ein extra angefertigtes Blech über den Endrohren an der hinteren Stoßstange angenietet und ein selbstgebauter Frontspoiler montiert. Das geschulte Polo-Auge sollte erkennen, daß es sich hierbei um das Unterteil einer Serienstoßstange handelt, welche abgesägt, mit Luftlöchern versehen, und um die eigene Achse gedreht angeschraubt wurde.

Am 26. April war der Zusammenbau abgeschlossen und der Wagen den Umständen entsprechend fertig (sind die Änderungen an einem solchen Wagen je abgeschlossen?). Nach diversen TÜV-Terminen, die manches graues Haar zum Vorschein brachten, konnte nach sieben Versuchen und vier unterschiedlichen Prüfern das Projekt Polo „eintragungstechnisch“ abgeschlossen werden. Die gesamten Kosten für den Mari O´Polo beziffert Mario auf über 40 000 Mark, wobei in dieser Kalkulation die rund 800 Arbeitsstunden noch nicht eingerechnet wurden. Einige Änderungen – eben hier und da – stehen noch aus; doch jetzt ist Mario erst einmal auf der Suche nach einem Winterfahrzeug – und nach weiteren Ideen … to be continued!

Diese Fahrzeugvorstellung ist bereits in POLO intern Ausgabe Nr. 21 (November 1997) erschienen.