Der VW Polo ist nichts für Selbstmord-Attentäter

Im Internet kursiert gerade ein Videoclip der den Anschein erweckt, es handle sich um einen Volkswagen-Werbeclip für den neuen Polo

Im Internet kursiert gerade ein Videoclip der den Anschein erweckt, es handle sich um einen Volkswagen-Werbeclip für den neuen Polo („Extrem gut gebaut“). Sein drastischer Inhalt, er zeigt ein Selbstmord-Attentat im Nahen Osten, stellt die Frage, ob man über Terror lachen kann. Der Volkswagen-Konzern dementiert Urheber dieses Werbefilms zu sein.

Film ab. Ein arabischer Terrorist steigt in einen schwarzen VW Polo. Schwarzes wirres Haar, Sonnenbrille, Dreitagebart, Parka und das obligatorische „Palästinenser-Tuch“ zeigen, was der Mann im Schilde führt. Er startet den Wagen; um den Bauch einen Sprengstoffgürtel geschnallt. Der VW Polo wird vom Terrorist durch eine sonnige Stadt gelenkt, Szenen von Menschen in Cafés und Mütter mit ihren Kindern.
Der Polo fährt über einen Boulevard, der Fahrer stoppt vor einem Straßencafé und zündet den Bombengürtel. Die Explosion zerreißt ihn, Feuer in der Fahrgastzelle, der Polo aber steht makellos da. Dann folgt die Einblendung des VW Logos und der Slogan: „Polo. Small but tough“ (In Deutschland: „Der Polo – extrem gut gebaut“) .

Erstmalig soll der Videoclip, der keinen Spielraum offen lässt, dass darin ein palästinensischen Selbstmordanschlag in einer israelischen Großstadt wie Tel Aviv zu sehen ist, erstmalig am 17. Januar im Internet aufgetaucht sein. Seither melden sich fast täglich Verbände und Institutionen, die die Geschmacklosigkeit dieses Clips anprangern. Andere jedoch sehen den Film mit Humor: „Brillant. Du kannst nicht jeden die ganze Zeit zufrieden stellen, aber manchmal kannst du es schaffen, dass sich Leute vor Lachen bepissen“, schreibt „Split sides“. Volkswagen jedoch geht der Film zu weit, distanzierte sich öffentlich von diesem Film und hat rechtliche Schritte gegen die Macher des Clips eingeleitet.

So ist das Internet auch Nährboden für Gerüchte und Verschwörungstheorien in denen die Vermutung geäußert wird, dass Volkswagen für den Werbeclip verantwortlich sei. So solle er seinen Weg ins Netz nur versehentlich aus dem „Giftschrank“ einer VW Werbeschmiede gefunden haben und eigentlich ein rein interner Test gewesen sein. Indizien dafür seien unter anderem die professionellen Machart des Spots. Wie der britische Guardian berichtete, wurde der Spot auf 35mm Film gedreht, mit einem Budget von mehr als 80 000 Euro. Für ein Filmprojekt einiger Jungfilmer ein sehr hoher Kostenaufwand.
Anderen Gerüchten zufolge sollen andere Autokonzerne für die Finanzierung des Filmes gesorgt haben in der Hoffnung, mit Negativschlagzeilen dem Volkswagen-Konzern zu schaden.

Allerdings wäre der Polo Clip nicht der erste Versuch mit Selbstmord Autos zu verkaufen. 2003 musste Honda einen Werbespot in Australien zurückziehen, indem sich ein alter Honda die Klippen hinunterstürzte, weil sein Besitzer
den neuen Honda-Accord bewunderte. Nach massiven Protesten – der Film solle Jugendliche zum Selbstmord animieren – zog der japanische Autobauer seine TV Werbung zurück.

Volkswagen hat inzwischen für die Schließung einiger Download-Seiten des Clips gesorgt und juristische Schritte gegen die Macher des Filmes angekündigt. In einer Stellungnahme verneint der Konzern „ausdrücklich in irgendeiner Art in die Entwicklung des Viral (Anm. der Red.: Werbekampagnen, die im Internet vorab getestet werden) verwickelt zu sein. Solch ein Risiko gehen wir mit unserer Werbung nicht ein. Wir betrachten uns als ehrbar“.

Die britischen Betreiber der Seite leeanddan.com, Spezialisten in der Produktion von Virals, erklärten inzwischen, den Spot geschrieben zu haben. „Wir haben die Werbung für Volkswagen gemacht. Wir hatten nie wirklich vor, sie veröffentlichen. Die Werbung kommentiert, was im Augenblick passiert. Die Leute sehen das jeden Tag in den Nachrichten. Der Wagen ist der Held, der unschuldige Menschen vor jemandem mit sehr bösen Absichten schützt“.
Auf die Frage, wer den Film finanziert hat, folgt bislang keine Antwort.