Dreikampf in Spanien – Volkswagen vor Citroën und Ford

Je zwei Volkswagen, Citroën und Ford in den Top Sechs – die Rallye Spanien hat sich am zweiten von drei Tagen zum packenden Markendreikampf entwickelt. Das Volkswagen Werksduo Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila (FIN/FIN) liegt mit dem Polo R WRC nach den neun Asphaltprüfungen des zwölften Saisonlaufs der FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) knapp in Führung. Latvala/Anttila nehmen einen Vorsprung von 1,6 Sekunden auf Asphalt-Spezialist Daniel Sordo (Citroën) in den Rallye-Sonntag mit.

Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila (FIN/FIN), Volkswagen Polo R WRC
Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila (FIN/FIN), Volkswagen Polo R WRC

Die Rallye Spanien ändert sich in ihrem Charakter nun abrupt. Am Finaltag stehen die Schotterprüfungen des einzigen WM-Laufs, der sowohl auf Asphalt als auch auf Schotter ausgetragen wird, auf dem Programm. Das Volkswagen Team baut am Samstagabend im längsten Service des Jahres (75 Minuten) die Polo R WRC von Asphalt- auf Schotterkonfiguration um. Dabei werden Aufhängungsteile, Dämpfer, Federn und Differenziale gewechselt. Schwerstarbeit für die Mechaniker.
„Natürlich bin ich zufrieden, die Rallye Spanien nach zwei Tagen anzuführen“, sagte Jari-Matti Latvala. „Doch nun steht der Wechsel von Asphalt auf Schotter an. Das ist keine leichte Situation, denn als Führender muss man die Strecke eröffnen und ich säubere so für die nachfolgenden Autos die Ideallinie. Trotzdem haben wir heute in keiner Sekunde taktiert, sondern stattdessen versucht, einen kleinen Vorsprung herauszufahren. Ich hoffe, dass mir das Wetter morgen zusätzlich hilft und die Feuchtigkeit wenigstens in der Früh für mehr Grip sorgt. Es wird auf jeden Fall spannend, denn vier Fahrer haben noch die Chance auf den Sieg. Wenn wir unsere Chancen wahren wollen, müssen wir 100 Prozent geben.“

Die neuen Rallye-Weltmeister* Sébastien Ogier/Julien Ingrassia (F/F) mussten einen kleinen Rückschlag hinnehmen. Ein Reifenschaden auf der sechsten WP der Rallye Spanien warf das Volkswagen Duo um etwa 50 Sekunden zurück. Sie rangieren dank vier WP-Bestzeiten und drei zusätzlicher Top-3-Zeiten dennoch auf Rang vier des Gesamtklassements, 46,5 Sekunden hinter ihren Teamkollegen Latvala/Anttila. Dennoch sind die Siegchancen von Ogier/Ingrassia intakt: Am Sonntag profitieren sie als viertes Auto auf der Strecke davon, dass ihre größten Konkurrenten die Ideallinie bereits gesäubert haben. Andreas Mikkelsen/Mikko Markkula (N/FIN), die den dritten Polo R WRC steuern, mussten nach einem Fahrfehler auf der ersten WP des Rallye-Samstags mit Aufhängungsschaden frühzeitig aufgeben. Sie kehren am Sonntag unter Rally-2-Reglement zurück.

„Der Tag lief für uns ganz gut, bis zur sechsten Prüfung“, so Sébastien Ogier. „Bei Kilometer 15 haben wir uns vorn links leider einen Plattfuß eingefangen. Damit sind wir zwar bis zum Ende der Prüfung gekommen, aber das hat uns mehr als 50 Sekunden gekostet. Und auch wenn eine hintere Startposition auf Schotter morgen ein Vorteil ist, war das bestimmt keine Strategie! In jedem Fall wird es morgen schwer, noch ganz nach vorn zu fahren – aber ich gebe niemals auf. Wir werden definitiv voll auf Angriff fahren.“

WP acht der Rallye Spanien bildete am Samstag die sogenannte Powerstage, in der Zusatzpunkte in der Fahrerwertung vergeben werden. Ogier/Ingrassia verdienten sich als Zweite hinter Thierry Neuville (Ford) zwei Zähler, Latvala/Anttila als Dritte einen. Ogier/Ingrassia führten damit ihre unwiderstehliche Serie fort: In sämtlichen ausgetragenen Powerstages des Jahres 2013 sammelten die Weltmeister* Extra-Punkte. Insgesamt beläuft sich der Bonus der Champions bisher auf 28 Punkte – so viel wert wie ein Lauf- plus Powerstage-Sieg. Voraussetzung, die Zusatzpunkte von heute auch gutgeschrieben zu bekommen, ist die Zielankunft am Sonntag.

Und da war dann noch „El Classico“. Das 258. Duell der beiden großen Fußballvereine Spaniens, FC Barcelona – Real Madrid, beschäftigte auch die Rallye-Legenden Carlos Sainz und Luis Moya. Sainz ist Vereinsmitglied und glühender Anhänger der „Königlichen“, sein ehemaliger Beifahrer Moya schwärmt für den FC Barcelona. Moya kommentiert Fußball-Spiele übrigens live im Radio – beim Sender Cadena SER. Beide gehören zum Team von Volkswagen Motorsport in der FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC).

Und da war dann außerdem noch Sami, der ältere Bruder von Miikka Anttila. Er gratulierte dem Beifahrer von Jari-Matti Latvala mit einem Augenzwinkern zum allerersten Asphalt-Rallye-Sieg. Ein Triumph auf diesem Untergrund steht für das Duo noch aus. Da am Samstagabend die Asphalt-Prüfungen der Rallye Spanien komplett abgeschlossen sind und Finnen derzeit in Führung liegen, für Sami Grund genug, das Zwischenresultat entsprechend zu würdigen.

* Vorbehaltlich der Bestätigung durch die FIA.

FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC),
Rallye Spanien – Ergebnisse
Samstag,
26. Oktober 2013
km #7
Latvala/
Anttila
#8
Ogier/
Ingrassia
#9
Mikkelsen/
Markkula
WP 04 Riudecanyes 2 16,35 P01 P03
(+ 3,2 Sek.)
P20
(+ 59,3 Sek.)
WP 05 El Priorat 1 42,04 P03
(+ 4,3 Sek.)
P02
(+ 2,9 Sek.)
nicht gestartet
WP 06 Colldejou 1 26,48 P01 P12
(+ 53,8 Sek.)
WP 07 El Priorat 2 42,04 P02
(+ 0,6 Sek.)
P01
WP 08 Colldejou 2 26,48 P03
(+ 3,2 Sek.)
P02
(+ 2,8 Sek.)
WP 09 Salou 02,24 P01 P04
(+ 0,7 Sek.)
Gesamtwertung P01 P04
(+ 46,5 Sek.)