Fliegen am Monte Lerno – von Micky’s Jump und dem längsten Rallye-Tag der Saison

Andreas Mikkelsen/Ola Fløene (N/N), Volkswagen Polo R WRC
Andreas Mikkelsen/Ola Fløene (N/N), Volkswagen Polo R WRC

Einer der spektakulärsten Sprünge im Rallye-WM-Zirkus plus jede Menge Tifosi: Micky’s Jump zählt zu den Highlights des Rallye-Sports. Mit etwa 100 Kilometern pro Stunde nähern sich die World Rally Cars der Kuppe. Vor einen Rechtsknick unmittelbar vor „Micky’s Jump“ bremsen die Fahrer kurz ab – der Rest ist „Hangtime“ und dank des abfallenden Geländes ein Flug von bis zu 40 Metern. Wenn die Rallye-Fahrer und -Beifahrer diese markante Stelle passieren, wurde ihre Konzentrationsfähigkeit bereits auf eine harte Probe gestellt. Denn die 42-Kilometer-WP „Monte Lerno“, die längste der Rallye Italien 2015, markiert den Endpunkt der Nachmittagsschleife am Samstag. Der längste Tag der Saison misst 212,83 WP-Kilometer und damit mehr als die Hälfte der gesamten Rallye.

Dennoch haben es auch der Donnerstag, der Freitag und der Sonntag in sich. Den Auftakt bildet die Zuschauerprüfung „Città Di Cagliari“ mit 2,5 Kilometern, die dem zeremoniellen Start in Cagliari am Donnerstagabend folgt. Richtig zur Sache geht es am Freitagmorgen, wenn die „Grighine Sud“ auf 26,31 Kilometern Distanz den Teilnehmern permanente Rhythmuswechsel abverlangt. Den sportlichen Höhepunkt stellt aber am Sonntag die WP „Cala Flumini“ dar, deren 11,77 Kilometer auf dem zweiten Durchgang die abschließende Powerstage bildet. Hier bekommen die besten drei Fahrer und Beifahrer Zusatzpunkte für die Weltmeisterschaft.

La dolce vita – Ogier/Ingrassia und die Liebe zu Italien

Die Erfolgskurve zeigt stetig nach oben: Die Doppelweltmeister Sébastien Ogier und Julien Ingrassia verbindet eine innige Zuneigung zur Rallye Italien. 2013 und 2014 siegten die Champs auf Sardinien und sind mit dem Polo R WRC hier ungeschlagen. Auch 2015 sind die Ambitionen hoch – nach drei Siegen und einem zweiten Rang bei den ersten fünf Rallyes der Saison liegen Ogier/Ingrassia mit 42 Zählern Vorsprung vor ihren Teamkollegen Mikkelsen/Fløene vorn. Die Doppelweltmeister von 2013 und 2014 haben damit mehr Vorsprung, als die Konkurrenz binnen einer einzelnen Rallye aufzuholen vermag. Maximal 28 Punkte gibt es in der Rallye-WM für die Kombination aus Sieg und Bestzeit in der Powerstage.

Was war, was wird: Mikkelsen und Fløene ein Jahr nach der „Wiedervereinigung“

13 Rallyes gemeinsam wieder auf der Uhr, die 14. folgt: Seit genau einer Rallye-Saison sind Andreas Mikkelsen und sein Beifahrer Ola Fløene wieder vereint. Zuvor war Mikkelsen mit Mikko Markkula für Volkswagen in der Rallye-WM gestartet. Dem ersten Podium mit Markkula bei der Rallye Schweden 2014 folgten mit Fløene seit der Rallye Italien 2014 acht weitere Podiumsplatzierungen. Dazu kamen für das norwegisch-norwegische Duo drei weitere Punkteränge, denen bisher in den 13 gemeinsamen Starts im Polo R WRC nur zwei Nuller entgegenstehen. Zuletzt bekamen Mikkelsen/Fløene für die Rallye Portugal das „Upgrade“ auf den Polo R WRC der zweiten Generation, in dem sie sich auf Anhieb heimisch fühlten. Platz drei, der vierte der laufenden Saison, war das erfolgreiche Resultat der „Jungfernfahrt“. Mikkelsen/Fløene sind wegen dieser beeindruckenden Konstanz deshalb zu den Ogier/Ingrassia-Jägern Nummer eins avanciert und liegen derzeit auf Rang zwei der Gesamtwertung. Der ganz große Coup steht jedoch noch aus: der erste Laufsieg.