Viel Eis und Schnee, ein bisschen Norwegen und Colin’s Crest

Sébastien Ogier/Julien Ingrassia (F/F), Volkswagen Polo R WRC
Sébastien Ogier/Julien Ingrassia (F/F), Volkswagen Polo R WRC

„Elchtest“ folgt fürstlichem Auftakt: Bei der Rallye Schweden, nach der Rallye Monte Carlo der zweiten Lauf in der Saison 2014, warten auf die Vorjahressieger Sébastien Ogier/Julien Ingrassia, Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila sowie Andreas Mikkelsen/Mikko Markkula skandinavische Besonderheiten. Die Rallye Schweden, die ihr Hauptquartier in Karlstad und den Servicepark im etwa 85 Kilometer entfernten Hagfors aufschlägt, führt über eine 1.583,33 Kilometer lange Route – davon 323,54 Wertungskilometer verteilt auf 24 Wertungsprüfungen.

Die Rallye Schweden startet bereits am Mittwochabend mit einer Zuschauerprüfung auf Karlstads Trabrennbahn, bei der jeweils zwei Crews direkt gegeneinander antreten. Legendär und jedes Jahr ein Zuschauermagnet: der inoffizielle Sprung-Wettbewerb am „Colin’s Crest“, benannt nach dem ehemaligen Weltmeister Colin McRae. Wer hier am Samstag mit seinem World Rally Car am weitesten springt, wird mit dem „Colin’s Crest Award“ geehrt. Nach der abschließenden Power Stage am Samstagnachmittag in Värmullsåsen wird der Sieger am frühen Abend in Karlstad gekürt.

Nur alle zwölf Monate bietet die Rallye-Weltmeisterschaft eine komplette Rallye auf Eis und Schnee. Sie ist darüber hinaus eine der schnellsten der Saison. Nur bei einigen Asphalt-Rallyes und in Finnland werden höhere Durchschnittsgeschwindigkeiten erzielt. Die Schneewälle an den Seiten der Wertungsprüfungen sind Fluch und Segen zugleich. Sie verhindern im Falle eines Fahrfehlers häufig größere Unfälle, können mit frostiger Unnachgiebigkeit jedoch auch für das frühe Aus sorgen.

Für den Fall der Fälle sind die Volkswagen Fahrer übrigens mit einem besonderen Utensil unterwegs – einer Schneeschaufel. Der handliche Spaten im Kofferraum des 315 PS starken World Rally Car aus Wolfsburg kam schon bei den drei „Dakar“-Siegen der Marke von 2009 bis 2011 im Race Touareg 2 und 3 zum Einsatz.

Rückschau emotional: Schweden, das Land des erfüllten Rallye-WM-Traumes

Was für die zweite Saison des Polo R WRC in der Rallye-WM auf den Wunschlisten der Volkswagen Ingenieure und Fahrer stand, erfüllte sich bereits beim zweiten Wettbewerb: ein Laufsieg. Am 10. Februar 2013, 14:43 Uhr und 54 Sekunden, bildete der Volkswagen Service in Hagfors, Schweden, ein Jubel-Knäuel in Blau – erstmals hatte Volkswagen nach dem Einstieg mit dem Polo in der Rallye-WM gewonnen und dabei den größten Rallye-Fahrer und das erfolgreichste Rallye-Team aller Zeiten geschlagen: Sébastien Loeb und Citroën. Sébastien Ogier und Julien Ingrassia trugen sich verdient in die Siegerliste ein – in vielerlei Hinsicht eine historische Leistung. Für 2014 haben sich die Vorzeichen für Volkswagen geändert: Aus Favoriten-Schreck wurde Favoriten-Rolle. Für die Weltmeister-Mannschaft Volkswagen angesichts der ebenso erfolgshungrigen sportlichen Gegner Citroën, Ford und Hyundai eine ganz besondere Prüfung.

Die Zahl zur Rallye Schweden: 380

Sieben Millimeter lang, aus Wolfram gefertigt, 380 Mal pro Reifen verschraubt: die „Schweden-Spikes“. Nur einmal im Jahr kommt diese spezielle Bauform des Michelin Alpin in der Rallye-WM zum Einsatz. Die 380 Nägel pro Reifen krallen sich in der gefrorenen Oberfläche auf den Wertungsprüfungen fest und bieten so mehr Haftung als bei Schotter-Rallyes. Aber Achtung: Wenn der Schotter durch die Schneedecke blitzt, drohen die Nägel abzubrechen. Und aus ist es mit dem optimalen Grip.