Polo-Cup auf dem Norisring: Bremsen wichtiger als Gas geben

Wer später bremst, ist länger schnell – diese schmissige Motorsport-Devise gilt für die Nachwuchs-Piloten aus dem ADAC Volkswagen Polo Cup am 23./24. Juni ganz besonders.

Das sechste Saisonrennen der DTM-Partnerserie auf dem Nürnberger Norisring verspricht extrem harte Ausbremsmanöver und spannende Windschattenduelle. Dazu eine einmalige Kulisse: Zum einzigen deutschen Stadt-Kurs strömen jedes Jahr über 100.000 Zuschauer, um die Renn-Action hautnah zu erleben.

„Der Norisring zählt zu den großen Traditionskursen und ist seit vielen Jahren nahezu unverändert geblieben. Vor den beiden Spitzkehren ist beim Anbremsen aus hohem Tempo sehr viel Gefühl gefragt, um den optimalen Bremspunkt zu treffen und anschließend möglichst viel Schwung aus der Kurve mitzunehmen. Der Norisring verlangt Fahrer und Auto dabei sehr viel ab“, sagt Volkswagen Motorsport-Direktor Kris Nissen.

Neben der sportlichen Fitness der Fahrer – bei 22 Rennrunden muss vor den Spitzkehren 44 Mal mit voller Kraft gebremst werden – ist bei den häufig hochsommerlichen Temperaturen am Norisring vor allen Dingen die Bremsanlage des 150 PS starken Renn-Polo gefordert. Die innen belüfteten, großformatigen Stahlscheiben an der Vorderachse (334 mm Durchmesser) ermöglichen vor den beiden Spitzkehren extrem späte Bremspunkte und werden dabei bis zu 500 Grad Celsius heiß. Auf der teilweise sehr welligen Piste können die 24 Polo-Cup-Talente auf das spezielle Renn-ABS des Cup-Polo vertrauen und mit einem gefühlvollen Fuß den Bremspunkt noch ein wenig näher zum Scheitelpunkt der Kurve verlegen. An der Grundig-Kehre verzögern die Rennsport-Junioren ihre Autos von Tempo 180 binnen 110 Meter auf Stadt gerechte 50 km/h, an der Dutzendteich-Kehre wird von 150 km/h auf etwa 55 km/h herunter gebremst.

Erst Streckenposten, jetzt Rennfahrer: Heimspiel für Elia Erhart

Der 19-jährige Elia Erhart aus Röttenbach erlebt ein waschechtes Heimspiel. Bereits am zurückliegenden Wochenende war der Nachwuchs-Pilot des Veranstalters Motor Sport Club Nürnberg e. V. (MCN) an der Rennstrecke im Einsatz. „Im MCN packt jeder mit an, um den Norisring für den Rennbetrieb fit zu machen. Mein Vater ist für das Fahrerlager verantwortlich, da gibt es immer eine Menge zu tun“, so der Polo-Cup-Neuling, der 2006 noch als Streckenposten fungierte. „Auf mein erstes Rennen auf dem Norisring freue ich mich riesig. Der sechste Platz in der Lausitz gibt mir Auftrieb – ein Platz unter den ersten Zehn wäre toll“, sagt Erhart, der erst kurz vor dem Saisonstart den Zivildienst beendet hatte, passender Weise im Johanniter-Fahrdienst. „Ab dem Herbst lerne ich für das Fach-Abi, danach ist alles offen. Auf jeden Fall möchte ich dem Rennsport treu bleiben.“ Erhart belegt in der „Rookie“-Wertung derzeit den dritten Platz hinter Stefan Kolb (Karlsruhe) und Felipe Fernández Laser (Uelzen). In der Gesamtwertung liegen der Schwede Andreas Simonsen und Constantin Dressler (Göttingen) bei Halbzeit punktgleich an der Spitze.

ADAC Volkswagen Polo Cup: Die „Tourenwagen-Schule“

Der ADAC Volkswagen Polo Cup zählt zu den populärsten Markenpokal-Rennserien und genießt zudem den Ruf, als „Tourenwagen-Schule“ einen idealen Einstieg in den professionellen Rennsport zu bieten. Basis der erstmals 1998 ausgetragenen Rennserie – seinerzeit noch mit dem VW Lupo – ist ein einzigartiges Reglement, das höchste Chancengleichheit bei überschaubaren Kosten für alle Teilnehmer bietet. 16 bis 24 Jahre beträgt das Einstiegsalter der Teilnehmer, die sich über einen Sichtungs- und einen Qualifikations-Lehrgang für den Einstieg qualifizieren müssen. Talent statt Geld entscheidet im Polo-Cup über den Erfolg. Ausgetragen wird diese Nachwuchs-Meisterschaft mit technisch identischen Renn-Polo, die von einem seriennahen 150 PS starken FSI-Vierzylinder-Motor mit 2,0 Litern Hubraum angetrieben und unter den Fahrern getauscht werden. In der Saison 2007 umfasst der Polo-Cup zehn Rennen an acht DTM-Wochenenden. Für das „Schuljahr 2008“ sichten ADAC und Volkswagen schon bald neue Talente. Anmelde-Unterlagen sind auf www.volkswagen-motorsport.com abrufbar.

Punktestand Fahrer-Wertung nach fünf von zehn Rennen

1. Andreas Simonsen (Schweden) und Constantin Dressler (Göttingen), je 175 Punkte; 3. Andreas Pfister (Obersfeld), 163; 4. Stian Paulsen (Norwegen), 161; 5. Niclas Olsson (Schweden), 96; 6. Marleen Seilheimer (Mettenheim), 90; 7. Sebastian Voges (Beckum), 86; 8. Nico Bastian (Hemsbach), 84; 9. Alexander Rambow (Zehdenick), 78; 10. Laurent Calkoen (Südafrika), 72; 11. Shane Williams (Südafrika), 71; 12. Felipe Fernández Laser (Uelzen), 66; 13. Stefan Kolb (Karlsruhe), 63; 14. Elia Erhart (Röttenbach), 57; 15. Michael Schöch (Österreich), 56; 16. Heiko Gerth (Niedernwöhren), 51; 17. Malte Sandmeyer (Oberndorf), 46; 18. Jaro Bapp (Friolzheim), 42; 19. Tim Kuhlmann (Mülheim/Ruhr), 40; 20. Bastian Graber (Niddatal), 38; 21. Darius Röhling (Wiesbaden), 37; 22. Thomas Kern (Füssen), 28; 23. Markus Kern (Füssen), 22; 24. Julian Nager (Langenbach), 17.

Punktestand Rookie-Wertung nach fünf von zehn Rennen

1. Stefan Kolb, 164 Punkte; 2. Felipe Fernández Laser, 158; 3. Elia Erhart, 134; 4. Heiko Gerth, 128; 5. Jaro Bapp, 116; 6. Bastian Graber, 114; 7. Malte Sandmeyer und Thomas Kern, je 111; 9. Darius Röhling, 106; 10. Tim Kuhlmann, 88; 11. Julian Nager, 66; 12. Markus Kern, 57.