Richtung WM-Titel: Ogier stürmt davon

Das Volkswagen Duo Sébastien Ogier/Julien Ingrassia (F/F) steht unmittelbar vor dem Gewinn der FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC). In Australien bauten sie vor dem Rallye-Sonntag und ihrem womöglich großen Tag mit dem Polo R WRC dank sechs von sechs möglichen Prüfungsbestzeiten die Führung im Rallye-Klassement aus. Sie liegen vor den abschließenden sechs Wertungsprüfungen am Sonntag mit 45,9 Sekunden vorn. In Down Under rangieren Mikko Hirvonen (Citroën) und Thierry Neuville (Ford) auf den Rängen zwei und drei.

Sébastien Ogier/Julien Ingrassia (F/F), Volkswagen Polo R WRC
Sébastien Ogier/Julien Ingrassia (F/F), Volkswagen Polo R WRC

Sollte dieses Klassement der Rallye Australien auch am Sonntag Bestand haben, reicht dem Duo Ogier/Ingrassia Rang zwei in der abschließenden Powerstage, um frühzeitig Weltmeister in Fahrer- und Beifahrerwertung zu werden – unabhängig vom Ergebnis der Konkurrenz. Das große Ziel scheint mit Blick auf die Bilanz der beiden Franzosen in Reichweite: 14 der bisher ausgetragenen 16 Wertungsprüfungen gingen an die WM-Führenden, die verbleibenden zwei an ihre Volkswagen Teamkollegen. Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila (FIN/FIN) verbesserten sich am Samstag auf die vierte Position des Gesamtklassements, Andreas Mikkelsen/Paul Nagle (N/IRL) beendeten den dritten Tag in Down Under auf Gesamtrang fünf.
„Wir befinden uns nun in einer sehr guten Position, um wichtige Punkte für die Hersteller-Meisterschaft einzufahren“, sagte Jari-Matti Latvala. Das war von Anfang an unser Ziel, darauf werden wir uns morgen konzentrieren und weniger auf unsere Platzierung in der Fahrer-Wertung. Ich hatte bislang zwei gute Nachmittage, morgens gab es immer Höhen und Tiefen. Heute Vormittag ist mir auf kalten Reifen in der ersten Kurve der zweiten Prüfung ein Dreher passiert, das war ärgerlich. Für morgen nehmen wir uns fest vor, den ganzen Tag gute Ergebnisse abzuliefern.“

Der abschließende Tag der Rallye Australien hat es noch einmal in sich. 125,14 Prüfungskilometer über schnelle Abschnitte im dichten australischen Dschungel stehen vor den Teilnehmern, unter anderem die atemberaubende WP „Shipmans“ und ihrer Wasserdurchfahrt durch den Tallawudjah Creek. Die knapp 30 Kilometer lange „Shipmans“ bildet zudem beim zweiten Durchgang die sogenannte Powerstage, auf der Zusatzpunkte für die besten Drei vergeben werden und damit womöglich mit über die frühzeitige Vergabe des WM-Titels entscheidet.
„Im Moment bin ich super zufrieden, es war wieder ein perfekter Tag für uns“, meinte dann auch Sébastien Ogier. „Hoffentlich geht es morgen so weiter. Der Polo R WRC war heute einmal mehr optimal abgestimmt. Von außen sieht es vielleicht einfach aus, aber aus der Cockpit-Perspektive ist es das sicher nicht. Es kann jederzeit etwas passieren, das hat man heute bei Kris Meeke gesehen. Mein Ziel für morgen: Ich versuche meinen Rhythmus zu halten, konzentriert zu bleiben und jeden Kilometer draußen zu genießen – denn die Prüfungen sind beeindruckend schön. Außerdem war das Grip-Niveau besonders am Nachmittag hoch. Dazu kommt der kleine Vorteil, als Letzter in die Prüfung zu gehen. Klar ist der WM-Titel zum Greifen nah, aber noch liegt ein langer Tag mit sechs anspruchsvollen WPs vor uns.“

Auch Andreas Mikkelsen sah die Rally skeptisch: „Heute war es nicht gerade einfach, als eines der ersten World Rally Cars auf die Strecke zu gehen. Aber ich habe gestern Fehler gemacht, für die ich heute nochmal bezahlt habe. Es war, als wären wir auf Murmeln gefahren. Aber ich denke, wir haben das Beste daraus gemacht. Die lange, fast 50 Kilometer lange Wertungsprüfung, die wir heute zweimal gefahren sind, war einfach fantastisch und hat viel Spaß gemacht. Mehr natürlich noch am Nachmittag, als die Linie schon etwas sauberer gefegt war. Auf der Wertungsprüfung ‚Valla‘ ist gleich zu Beginn das Auto stark ausgebrochen und ich habe mit dem Heck etwas getroffen. Abgesehen davon, hatte ich auf den WPs heute saubere Durchgänge. Alles in allem bin ich zufrieden.“

Der Volkswagen Motorsport-Direktor Jost Capito sah es positiv: „Die Rallye Australien verläuft einfach perfekt für Volkswagen. Der Polo R WRC hat bisher alle Wertungsprüfungen für sich entschieden. Mehr kann man sich als Motorsport Direktor gar nicht wünschen. Sébastien Ogier und Julien Ingrassia haben sich in die herausragende Position gebracht, morgen womöglich frühzeitig die Fahrer- und Beifahrer-WM für sich zu entscheiden. Morgen ist also ein entscheidender Tag in der Rallye-WM 2013. Jari-Matti Latvala hat heute weiter Boden gut gemacht und könnte morgen wichtige Punkte in der Hersteller-Wertung beitragen. Andreas Mikkelsen war heute ebenfalls stark unterwegs, obwohl er nicht die beste Startposition hatte. Wir sind zufrieden. Doch vor uns liegt morgen noch ein harter Tag, dem wir mit größtem Respekt begegnen.“

Und da war dann noch „Flying Doctor“ Michael Schmittmann. Der Teamarzt der Volkswagen Mannschaft ist in Australien kein Unbekannter. In Queensland war Schmittmann sieben Jahre als medizinisches Multitalent in Aktion. Ob als Unfallchirurg, Hausarzt oder Geburtshelfer – Schmittmann muss bei seinen Einsätzen als „Flying Doctor“ in Down Under all das sein. Mittlerweile auch für die Sportklinik Bad Nauheim von Dr. Peil tätig, ist der Potsdamer bei ausgewählten Rallyes und Testfahrten das medizinische „Mädchen für alles“ im Volkswagen Team. Und für drei Monate pro Jahr weiter „Flying Doctor“ im Outback.

FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC),
Rallye Australien – Ergebnisse
Samstag,
14. September 2013
km #7
Latvala/
Anttila
#8
Ogier/
Ingrassia
#9
Mikkelsen/
Nagle
WP 11 Nambucca 1 49,90 P03
(+ 14,1 Sek.)
P01 P07
(+ 29,2 Sek.)
WP 12 Valla 1 14,84 P08
(+ 20,2 Sek.)
P01 P06
(+ 10,7 Sek.)
WP 13 Nambucca 2 49,90 P04
(+ 8,6 Sek.)
P01 P06
(+ 18,5 Sek.)
WP 14 Valla 2 14,84 P03
(+ 3,9 Sek.)
P01 P04
(+ 4,3 Sek.)
WP 15 Coffs 5 01,60 P03
(+ 1,1 Sek.)
P01 P05
(+ 2,6 Sek.)
WP 16 Coffs 6 01,60 P03
(+ 1,5 Sek.)
P01 P04
(+ 1,7 Sek.)
Gesamtwertung P04
(+ 1.47,6 Min.)
P01 P05
(+ 2.10,8 Min.)