Den 5. Dezember 1994 wird Markus Ehrhardt aus Heidenheim wohl nie vergessen. Nachdem er tags zuvor seinen roten Ford Escort RS Turbo, mit dem übrigens seine Leidenschaft zum Tunen begann, kurzfristig verkaufte, erkundigte er sich noch am selben Abend nach einem anderen Auto. Ein Polo mußte es sein, dessen schwarze Heckklappe ein rotes G40-Schildchen zieren mußte, soviel war klar.
Schließlich wurde für den nächsten Tag ein Termin in Baisingen bei Tübingen für eine Probefahrt ausgemacht. Der erste Eindruck war etwas gemischt, denn das Jamex-Fahrwerk lies etwas an Tiefe zu wünschen übrig und ein paar häßliche Aufkleber wirkten sich sehr negativ auf die Optik aus. Aber die Substanz des Polos war trotzdem nicht schlecht, waren doch BCW 7×14 ET24 an der Vorder-, sowie 8×14 ET15 an der Hinterachse mit rundum 195/45er Dunlop SP2000 verpflanzt. Desweiteren war der kleine 1,3-Liter-Motor auf rund 145 Pferdestärken gepusht. Ein Sportauspuff von Sorg und ein 32er Momo Corse waren weitere Tuningparts, die Markus´ Polo auf jeden Fall haben mußte. Also wurde nach einer kurzen Probefahrt der Kaufvertrag unterschrieben.
Aufgrund des andauernden Winters wurden Tuningmaßnahmen erst einmal auf das Frühjahr verschoben. Doch kleine Kosmetikarbeiten konnten trotz klirrender Kälte nicht auf sich warten lassen. Denn gleich am nächsten Tag wurde den Aufklebern und den roten Zierstreifen mit Heißluft zu Leibe gerückt und beim VW-Händler weiße Blinker bestellt.
So verging der Winter, es war gerade März, als sich langsam die Tuningluft breit machte und der rechte Kotflügel unsanft von einem Twingo gestreift wurde. Wenn schon Kotflügel lackieren, dann aber alle, dachte sich Markus und entfernte die Kotflügelverbreiterungen, sowie die Seiten- und Schwellerleisten. Tief mußte er werden, also wurde rundum gezogen und gleichzeitig ein H+R Gewindefahrwerk geordert, das dem Polo circa 110 Millimeter seiner Bodenfreiheit rauben durfte. Die serienmäßige aber unnötige Antennenaussparung, sowie die Löcher der Schwellerleisten wurden zugeschweißt und das Auto zum Lackieren gebracht.
Das Ergebnis ließ sich sehen, doch Markus war noch lange nicht am Ziel seiner Wünsche angekommen. Die deutsche rechte und die englische linke Version der schwarz/roten Rückleuchte wurden gekauft und die linke Nebelschlußleuchte zum zweiten Rückfahrscheinwerfer umfunktioniert. Die Räder an der Hinterachse vermochten noch etwas in den Radkästen zu verschwinden, dem sofort mit fünf Millimeter breiten Distanzscheiben entgegengewirkt wurde. An der Frontstoßstange wurde noch eine Spoilerlippe montiert, die die Tiefenoptik noch ein wenig unterstützte.
Sehr schnell spürte Markus, was eine extreme Tieferlegung mit sich bringt und brachte einen Unterfahrschutz an, um sämtliche Teile vor dem Teer zu schützen. Als weiteres Projekt mußte die Front dran glauben. Die Grill-leiste wurde bestellt und ihrer Aussparung des VW-Emblems beraubt. Demzufolge mußte auch der Grill ohne sein Markenemblem auskommen. Das Anbringen der Grilleiste sollte sich wider Erwarten schwieriger gestalten, als gedacht. Und Markus rät jedem ab, diese Leiste, auch wenn man sie nicht sehr oft sieht, zu kaufen.
So richtig auf den Geschmack gekommen, wurde auch das Heck modifiziert. Also wurden die Löcher für das Typenschild und des VW-Emblems verzinnt und das Heckklappenschloß entfernt. Auf den Heckwischer verzichtete Markus aus Sicherheitsgründen allerdings nicht. Die Abgasanlage sollte auch nicht auf ewig nur so dahinsäuseln, und so wurde an dem Sebring-Endschalldämpfer das Ovali gekappt und ein 100er Eclair Endrohr angeschweißt, was dem guten Ton schon ein wenig auf die Sprünge half. Aber dem nicht genug, wurde kurze Zeit später der Vorschalldämpfer durch ein Gruppe-N-Rohr ersetzt. Um sicher zu gehen, daß diese Investition nicht umsonst war, wurde der Motor mit einem Ölkühler vom VW-Bus bedacht, der in der Stoßstange Platz fand.
Nach der Treffen-Saison 1995 mußte sich die komplette Innenausstattung des Hecks erst einmal für immer im Keller verabschieden und einer Hi-Fi-Anlage Platz machen, die an den Seitenwänden, am Boden und den Domen mit Teppich verkleidet wurde. So geschehen, wurde der Polo erst einmal für den Winter eingemottet.
Das Jahr 1996 verlief dann Polomäßig gesehen aufgrund eines finanziellen Engpaß relativ ruhig. Außer den Muhr-DTM-Sportspiegeln, die sich irgendwie in die Außenhaut des geliebten G40 krallten, gab es keine bemerkenswerten Veränderungen, nur eines war klar: Fertig war der Polo noch lange nicht!
So wurde der G40 dann wieder im Winter abgemeldet und verstaut. Es war im Januar 1997, als die finanzielle Ebbe durch eine leichte Flut abgelöst wurde und Markus mal wieder mit dem Gedanke „Polo“ spielen konnte. Beim Gedanken blieb es dann auch nicht, und so wurde Ende Februar angefangen den Kleinen mit seinem Freund Aleks, der immer tatkräftig zur Seite stand, zu zerlegen. Innen wie außen sollte er in Zukunft das „Blue Volt metallic“ von Renault tragen. Auf dem Programm stand auch die Änderung der Türgriffe. Nicht nur, damit die „häßlichen Originalen“ verschwunden sind, sondern damit auch die Einbruchgefahr niedriger wird. Der Gedanke an andere Griffe als die mittlerweile zum Standard erkorenen Audi-Griffe spukte auch in Markus Kopf, doch schienen ihm keine anderen so geeignet, oder paßten nicht so harmonisch zum Polo, wie die von Audi. Aber ohne Schlösser mußten sie sein und so wurde gleich eine Zentralverriegelung mit Alarmanlage geordert. Mittlerweile nicht mehr so auf Sicherheit bedacht, viel mehr auf Optik, wurde der Heckscheibenwischer gleich für immer ausgebaut. Die Stoßstangen sollten diesmal auch mit Farbe bedacht werden, und so wurden sie, in Anlehnung an das „Serien“ Polo-Sondermodell Genesis, teillackiert. „Serie“ war für Markus immer ein wichtiges Kriterium. Dezentes Tuning: ja, doch auffälligen Spoiler, überbreite Plastikkotflügelverbreiterungen, oder ziehen ohne den Steg beizubehalten, kamen für ihn nie in Frage.
Als das Auto beim Lackierer stand, wurde bei Smoor die „Roadster“ bestellt, die gerade im neuen Design mit mehr Tiefbett in der Entwicklung war. 8×13 ET15 an der Vorder- und 8×13 ET4 plus fünf Millimeter Spurverbreiterung an der Hinterachse mit rundum 175/50 Dunlop SP2000 sollten Einzug halten. Das Auto war schon längst wieder zusammengebaut, als von den Felgen weit und breit immer noch nichts zu sehen war. Ganze vier Tage vor dem Treffen am Wörther-See trafen die Felgen ein und ein Tag vor dem Treffen wurden noch schnell die Pneus montiert und gewuchtet.
So präsentiert sich Markus´ Polo in diesem Sommer. Doch der nächste Winter steht schon bald vor der Tür und wer möchte schon die fröstelnde Kälte in einer dunklen Garage mit der angenehmen Atmosphäre vor einem knisternden offenen Kamin tauschen. Ein Polo-Fahrer vielleicht?
Diese Fahrzeugvorstellung ist bereits in POLO intern Ausgabe Nr. 21 (November 1997) erschienen.